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Die kostenfreie Tabletleihe von Digital mobil im Alter – Ein Erfahrungsbericht

Im Interview: Wolfgang Rubruck vom Haus der Familie – Mehrgenerationenhaus Prenzlau


Von Digitalisierung, digitaler Teilhabe und chancengerechten Zugängen spricht mittlerweile die ganze Welt. Doch wie kann es gelingen, Personen, die besonders von digitaler Ausgrenzung und folglich dem gesellschaftlichen Ausschluss bedroht sind, selbstbestimmte Zugänge zur digitalen Welt zu eröffnen? Probieren geht über Studieren und ganz im Sinne dieser alten Weisheit setzt sich die Initiative Digital mobil im Alter der Stiftung Digitale Chancen und O₂ Telefónica seit über zehn Jahren für die bedarfsgerechte Begleitung und Unterstützung älterer Menschen auf ihrem Weg in die digitale Welt ein. Denn insbesondere bei dieser wachsenden Zielgruppe kommt es darauf an, einen begleiteten und niedrigschwelligen Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen, um anfängliche Skepsis, mögliche Berührungsängste sowie Zweifel und Sorgen mit positiven Erfahrungen, Selbstbewusstsein und Wissbegierde begegnen zu können.

Seit 2012 gibt es das Angebot der kostenlosen Tabletleihe. Es wendet sich an Multiplikator*innen, die in Kontakt zu Senior*innen stehen und sie mithilfe der Leihgeräte und in Kombination eines begleiteten Lernangebot bei ihren „ersten digitalen Schritten“ unterstützen möchten. Über einen Zeitraum von 8 Wochen können Einrichtungen der offenen und stationären Seniorenarbeit einen Satz Tablets (Android-Geräte), ausgestattet mit mobilem Datenvolumen, einer angepassten Benutzeroberfläche und einer Vorauswahl an Apps, kostenfrei ausleihen, um damit ein Kursangebot für ältere Menschen umzusetzen. Die Senior*innen können die Geräte während dieser 8 Wochen auch mit nachhause nehmen, um den Umgang weiter zu üben und den praktischen Nutzen für ihren Alltag kennenzulernen.  

"Wir halten es für besser, Technik zu erleben, anstatt nur davon zu hören. Die praktische Handhabung ist dann auch ein Faktor, der die Hemmschwelle nimmt.”

So hat auch Herr Rubruck von dem Angebot erfahren, als er online nach Möglichkeiten recherchierte, die Senior*innen des Mehrgenerationenhauses Prenzlau, dem Haus der Familie, im weiteren Umgang mit digitalen Geräten zu unterstützen und zu schulen. Viele der Interessierten hatten zwar erste Erfahrungen im Umgang mit mobilen Endgeräten gesammelt, waren aber aufgrund bestehender Vorbehalte und technischer Unsicherheiten nicht dazu bereit sich ein eigenes Gerät anschaffen.

“Im Angebot „Senioren Digital“ in Prenzlau zeichnete sich bereits ein reges Interesse an Android-basierten Geräten ab. Aber auch Vorbehalte zeigten sich immer klarer. Um diesen Einhalt zu gebieten und um die generelle Angst vor Technik abzubauen, haben wir uns für die Tabletleihe bei Digital mobil im Alter entschieden."

Bei der Konzeption seines Kursangebots kam es Herrn Rubruck vorerst auf drei Dinge an. Zum einen sollte das Angebot möglichst alle interessierten Senior*innen erreichen, es musste also kostenlos sein. Des Weiteren hatten die Senior*innen bereits erste Erfahrungen mit Android-Geräten gesammelt. Am bisherigen Kenntnisstand sollte folglich angesetzt werden, sodass die Kursinhalte ebenfalls auf Android-Geräte abgestimmt seinsollten. Außerdem bietet das Lernen mit Android-Geräten einen weiteren, entscheidenden Vorteil. Sollten die Senior*innen sich nach dem Kurs doch dazu entscheiden, in ein eigenes Gerät investieren zu wollen, bietet der Handel eine weitaus größere und günstigere Auswahl an Andoid-Geräten. Schließlich kam es Herrn Rubruck darauf an, die Inhalte des Kursangebots niedrigschwellig zu vermitteln und an den Bedarfen der Teilnehmenden zu orientieren. So wurden Kursinhalte kleinschrittig vorbereitet, Handouts ausgeteilt und auch der Raum für Zwischengespräche und den lockeren Austausch geschaffen, um Fragen aufgreifen zu können, die aus Zwischengesprächen heraus entstehen und insgesamt das soziale Miteinander zu fördern.

“Für zwei Stunden Veranstaltung sollten maximal 45 Minuten Arbeit geplant sein, um ausreichend auf Fragen eingehen und genug Pausen bieten zu können. Wir haben auch Smalltalk zugelassen, denn dadurch lassen sich Ängste herausfinden und Erklärungen zu diesen abgeben.”

Nach jeder Kurseinheit wurden Handouts mit weiterführenden Informationen zu den Kursinhalten ausgegeben, die von den Teilnehmenden sehr wertgeschätzt wurden.

“Die Fülle der Fragen zum Beginn eines Kurses zeigte außerdem, dass man sich tatsächlich auch privat mit den Handouts und den Geräten beschäftigt hat.”

Die kostenlose Ausleihe der Geräte sowie das bereitgestellte Konzept zur Durchführung eines Begleitkurses deckten die Grundanforderungen Herrn Rubrucks ab und so konnte das Kursangebot starten – für 8 Wochen und für 31 Teilnehmende.

Thematischer Aufbau eines digitalen Lernangebots für ältere Menschen

 

Niedrigschwellige und aufeinander aufbauende Themen schlossen an die Erfahrungen und Bedürfnisse der Kursteilnehmenden an:

  • Generelle Bedienung und Handhabung der Geräte
  • Ordnung und Verwaltung digitaler Inhalte
  • Sicheres Surfen im Netz (Pop-Ups, Werbung, Tracking & Co)
  • Einführung in Google Chrome, Streetview
  • Soziale Netzwerke, WhatsApp, Videotelefonie, Sprachnotizen
  • Technische Beratung für eigene Anschaffung

„Wie haben die von Google denn die ganze Welt hier draufbekommen?!“

Um dieser und vielen weiteren Fragen rund um die digitale Welt auf den Grund zu gehen, wurden die Inhalte des Kurses kleinschrittig und aufeinander aufbauend geplant. Aufgrund der Beliebtheit des Programms und der ausreichenden Anzahl an Leihgeräten, fand das Kursangebot an zwei Standorten in Angermünde und in Prenzlau über einen Zeitraum von acht Wochen zweimal pro Woche für 2h statt. Zu Beginn standen die Basics im Vordergrund, wie die erste Handhabung der Geräte und dem Ordnen und Verwalten von digitalen Inhalten. Darauf aufbauend sollten die Teilnehmenden Google Chrome erkunden und die Möglichkeiten von Suchmaschinen kennenlernen. Das eigene Haus bei Google Streetview zu entdecken oder Information wie Rufnummern, Adressen und Öffnungszeiten von Ärzt*innen, Apotheken und Supermärkten auf einen Klick zu finden, stieß bei den Teilnehmenden auf Begeisterung. Auch das Thema Sicherheit im Netz war Inhalt des Kurses und so wurde ausführlich über Pop-Ups, Werbung und die Einschätzung von Tricks und Betrugsmaschen im Netz gesprochen. Ein weiteres Highlight für viele war die Einführung in die Welt der Sozialen Netzwerke, so wurde ihnen zum Beispiel gezeigt, wie unkompliziert Videoanrufe getätigt werden können.

 

„So können wir die Enkel wenigstens ab und zu mal sehen. Die wohnen so weit weg“,

kommentierte ein Paar mit Tränen in den Augen.

Doch selbstverständlich kamen auch Schwierigkeiten auf. Zum Beispiel stellte die haptische Bedienung der Geräte für viele digitale Einsteiger*innen eine Hürde dar, da sie die Sensibilität der Touch-Funktion nicht gewöhnt waren und es ihnen zu Beginn schwer fiel einzuschätzen, wie sie richtig genutzt wird. Um Frust zu vermeiden, fand Herr Rubruck schnell eine Lösung und teilte den Teilnehmenden Bedienstifte aus, sodass die Bedienung viel leichter viel. Eine weitere Herausforderung barg das anfangs fehlende Verständnis von virtuellen Funktionen, wie dem Öffnen und Schließen von Tabs oder dem Wechsel vom Webbrowser zu Apps. Solche Fragen konnten letztlich gut durch den Dozenten des Kurses beantwortet werden und Unsicherheiten vor allem mit Geduld, Mut und regelmäßigem Ausprobieren überwunden werden.

Nach acht Wochen feiern die Senior*innen gemeinsam mit Herrn Rubruck beim öffentlich beworbenen Digitaltag den Abschluss des Kurses und der Tabletleihe. Bei Kuchen, Grillwürstchen, Getränken und sonnigem Wetter erhielten alle Teilnehmenden Urkunden und ihr Erfolg bei bester Laune gemeinsam gefeiert. Das Resultat?

„Hochzufriedene Senior*innen, denen Berührungsängste mit digitalen Medien genommen werden und Lust auf mehr gemacht werden konnte!“

  

Wichtigste Gelingensfaktoren für ein digitales Lernangebot für ältere Menschen

 

Faktoren, die zu einem gelungenen Lernangebot im Haus der Familie beigetragen haben:

  • Bearbeitung niedrigschwelliger Themen
  • Umfangreiche und schrittweise Erklärungen
  • Weiterführende Informationen auf Handouts zum jeweiligen Unterrichtsthema
  • Genug Zeit für Fragen und Pausen einbauen
  • Smalltalk und lockeren Austausch entstehen lassen
  • Kaffee und Kuchen hat noch niemandem geschadet

Für weitere Erfolgsgeschichten ist das kostenlose Angebot der Tabletleihe von Digital mobil im Alter auch zukünftig vorbereitet. Anfang 2025 wird die Initiative mit 60 neuen Geräten von Samsung, aktualisierten Apps und technischem Zubehör ausgestattet. Weitere Informationen zur Tabletleihe und zu der eigenen Umsetzung eines Kursangebots erhalten Sie auf unserer Website www.digitale-mobil-im-alter.de. 
Wir freuen uns über Ihre Anfragen per Mail an team@digital-mobil-im-alter.de.  

 

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